Du bist Fotograf*in oder willst es werden und stehst vor der Frage: Brauche ich ein eigenes Studio oder geht das auch ohne? Dann bist Du hier richtig. Ich versuche, beide Seiten zu beleuchten und vielleicht hilft Dir das bei Deiner Entscheidung.
Vorweg geschickt: Ich habe ein eigenes Studio. Es ist nicht groß aber dafür sehr gemütlich. Und es macht auch viel Spaß darin zu arbeiten. Nutze ich es viel? Um ehrlich zu sein momentan wieder etwas weniger, da ich gerade viele Neugeborenen- und Familien-Shootings vor Ort mache. Aber es ist gut zu wissen, dass es da ist. Nur für den Fall. 🙂
1. Wofür braucht man ein eigenes Studio?
Ich finde es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, ob man als Fotograf*in ein eigenes Studio braucht. Und das kommt ganz darauf an, was bzw. wen man ablichten möchte und wie der eigene Stil ist. Ist mein Stil eher natürlich und authentisch oder mag ich es, Menschen in Posen bei Studiolicht abzulichten? Beides hat seinen Reiz aber es sind doch grundverschiedene Arten von Fotografie.
Familienfotografie ist nun mal etwas anderes als Portrait- oder Bewerbungsfotografie.
2. Wofür nutze ich das Studio auf keinen Fall?
Es gibt Arten der Fotografie, die ich gar nicht im Studio mache. Einfach weil es nicht meinem Style entspricht und nicht der Art, wie ich Fotos mache. Ich mag natürliche und authentische Bilder. Als Familienfotograf liebe ich es einfach, Menschen in ihrer natürlichen Umgebung ungestellt abzulichten. Ich lenke sie in eine bestimmte Richtung, gebe aber keine Posen vor. Dabei entstehen unglaublich schöne, intime Aufnahmen. Im Studio kann ich so etwas nicht herstellen. Da ist es immer eine gestellte Situation und es gibt mehr Technik, um die man sich kümmern muss. Authentizität findet in den eigenen vier Wänden oder outdoor statt. Daher nutze ich das Studio nicht für Neugeborenenfotografie, Paar- und Familienfotos. Das ist mir ganz wichtig.
Gestellte Posen von Babies mit Salatblatt auf dem Kopf wie von Anne Geddes sehen toll aus und sind künstlerisch anspruchsvoll, entsprechen aber nicht der Art, wie ich fotografieren möchte. Wenn Dich interessiert, wie meine Familien- und Neugeborenenfotos entstehen, kannst Du das hier nachlesen.
3. Welche Faktoren sollte ich bedenken?
Ganz klar muss man sich um die Finanzen Gedanken machen. Ein externes Studio kostet einfach Geld. Man hat Miete, Nebenkosten und vielleicht kommt noch ein Internet- oder Telefonanschluss hinzu. Das sind monatliche Fixkosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen.
Im besten Fall befindet sich das Studio in der Nähe und man hat einen kurzen Fahrtweg. Andernfalls kommen eben auch noch Fahrtkosten hinzu, von der Zeit gar nicht zu reden.
Und hat man dann das perfekte Studio für sich gefunden, möchte es natürlich auch noch eingerichtet werden. Da kommen sehr schnell ein paar tausend Euro hinzu: Softboxen, Hintergrundleinwände, Ringlicht, Blitzanlage und so weiter. Nicht zu vergessen Kleinigkeiten wie Kaffeemaschine, Staubsauger, Sitzgelegenheiten usw. Plötzlich gründet man da ganz schnell einen zweiten, kleinen Hausstand.
Worüber man sich auch Gedanken machen sollte (weil man das oft erst im laufenden Betrieb dann merkt): Wo lagere ich meine Hauptausrüstung wie Kameras, Speicherkarten etc.? Bleibt das im Studio und fühle ich mich wohl, die Sachen dort unbeaufsichtigt zu lassen auch wenn ich nicht dort bin? Und kann ich damit leben, dass ich erst ins Studio fahren muss, um alles zu holen, wenn ich zum Beispiel zu einem Outdoor Shooting gerufen werde? Oder lagere ich meine Ausrüstung zu Hause und packe alles zusammen, wenn ich zu einem Shooting ins Studio fahre?
Ich persönlich habe für mich die letzte Variante entdeckt, weil ich die Kamera immer griffbereit brauche. Und doch fehlt immer wieder mal was, das ich dann doch im Studio habe liegen lassen. Aber man möchte eben auch nicht alles doppelt anschaffen.
4. Warum nicht einfach die Leinwand zu Hause aufbauen?
Wenn Du das Glück hast, dass Du einen schönen, großen Raum zu Hause als Studio einrichten kannst, dann ist das super. Wenn Du aber gezwungen bist, erst das Wohnzimmer freizuräumen, um temporär eine Leinwand und Softboxen aufstellen zu können, dann ist das auf Dauer anstrengend und man überlegt sich zweimal, ob man den Aufwand betreiben möchte. Und vielleicht verliert man auch irgendwann die Lust daran. Die Studiolösung ist da wesentlich komfortabler und eben permament. Denn der Auf- und Abbau kostet Zeit. Und als Fotograf*in hast Du davon meistens zu wenig. Außerdem wirkt ein eingerichtetes Studio für Deinen Kunden wesentlich professioneller, als eine freigeräumte Ecke im Wohnzimmer.
Auch nicht ganz unwesentlich finde ich den Faktor Trennung Arbeitswelt und Zuhause. Nicht jeder schafft es abzuschalten, wenn der Arbeitsraum auch gleichzeitig der Wohnraum ist. Manche brauchen eine Tür, die sie hinter sich schließen können. Meist tragen wir Fotograf*innen sowieso schon genügend Arbeit mit nach Hause.
5. Das Studio als Spielzimmer
Ein eigenes Studio kann Dich fotografisch super voranbringen und Du kannst Dich nochmal als Kind fühlen. Betrachte es als Spielzimmer, in dem Du all das testen kannst, was Du schon immer machen wolltest. Man kann sich da super ausprobieren, ganz in Ruhe experimentieren, lernen Licht zu verstehen. Ob das Portraitfotos von Freunden sind, Fotoexperiemente die man schon immer mal machen wollte oder auch mal Selbstportraits — das alles kannst Du in Deinem eigenen Studio ungestört testen und perfektionieren. Wenn Du Dich dann bereit fühlst, kannst Du Dein “Spielzimmer” für Deine Kunden öffnen.
6. Dein eigenes Studio für Fotograf*innen als Statussymbol
Ich bin ja wirklich kein Freund von Statussymbolen. Markenkleidung und schicke Autos waren mir schon immer egal und meine Kamera Sony A7iii ist auch mehr praktikables Werkzeug denn ein Statussymbol. Aber sind wir ehrlich: Es ist schon cool sagen zu können, dass man als Fotograf*in ein eigenes Studio hat 😉
7. Kollaborationen im Studio
Wer sagt denn, dass Du Dein eigenes Studio nur für Dich nutzen darfst? Vielleicht hast Du Freunde, die auch fotografieren und Dein Studio mal gerne nutzen würden. Oder Du kennst andere Fotografen in Deiner Nähe, die sich kein eigenes Studio leisten können, sich aber gerne mal bei Dir einmieten möchten. Kollaborationen führen immer zu Erfolg auf beiden Seiten.
Fazit
Ein eigenes Studio für Fotograf*innen ist ein toller Platz, um sich selbst auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Außerdem bietet es Dir durch den permanenten Aufbau einfach so viele Möglichkeiten, die Du im Wohnzimmer vielleicht nicht hast.
Andererseits entstehen im Studio natürlich gestellte Bilder und man muss entscheiden, ob das zu einem passt. Wenn man das aber mag oder sogar auf beide Arten von Fotografie setzt und sich ein Studio auch leisten kann, dann würde ich es empfehlen. Und wer es sich nicht leisten kann, kann sich vielleicht jemanden suchen der die gleiche Leidenschaft teilt und sich temporär einmietet oder gar die Miete mitbezahlt.
Und wer kein eigenes Studio möchte aber trotzdem für die Arbeit im Studio brennt, hat auch immer noch die Möglichkeit, sich selbst in einem fremden Studio einzumieten.
Ein Studio ist also kein Muss aber durchaus ein Nice to have.
Ich hoffe, meine kleinen Denkanstöße zum eigenen Studio konnten Dir weiter helfen. Hinterlasse mir doch gerne mal einen Kommentar. Und wenn Du Deine Ergebnisse Deiner Studio-Fotografie mit mir teilen möchtest, verlinke mich gerne auf Instagram unter @marcfeixphotography bzw. mit #marcfeixphotography. Ich schau mir Deine Bilder super gerne an und kommentiere sie.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Marc
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Ich bin Marc, Familienfotograf in Stuttgart und Umgebung, das heißt ich bin spezialisiert als Newbornfotograf, Paarfotograf und auch Hochzeitsfotograf. Eben alles, was Familienfotografie beinhaltet. Und in meiner Freizeit fasziniert mich die Landschaftsfotografie, Street Photography aber auch Architektur und Tiere. Die Welt der Fotografie ist einfach unerschöpflich.
Ich fotografiere mit der Sony A 7iii.
Schau gerne mal auf meine Über mich Seite oder tritt mit mir in Kontakt. Ich freue mich über Tipps, Anregungen und Feedback.
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