Die Street Photography oder auch Straßenfotografie ist eine ganz eigene Form der Fotografie aber super spannend und vielseitig. Und auch dankbar, weil man einfach so viele tolle Motive findet, die buchstäblich auf der „Straße“ zu finden sind.
Ich möchte Dir heute ein paar kleine Tipps und Tricks zu diesem Thema geben. Aber mach Dich trotzdem in Deiner Fotografie frei davon, was Du darüber gelesen hast. Die Straßenfotografie sieht für jeden anders aus. Sei frei und offen, was Deine Augen sehen, was DU einfangen möchtest. Du machst Deine Regeln. Niemand anders!
Was beinhaltet die Street Photography?
Das ist Deine ganz eigene Definition. Es gibt Fotografen, die nur Menschen auf der Straße in Alltagssituationen ablichten. Und auch nie von hinten. Dann widerum gibt es Fotografen, die Personen möglichst nie ganz zeigen sondern nur Ausschnitte wie Hände, Füße, Schuhe.
Es bleibt Dir überlassen, was Du einfangen möchtest. Höre also lieber nicht auf die sogenannten Regeln, die immer wieder aufgestellt werden.
Für mich persönlich bedeutet Street Photography, ungestellt und authentisch das Leben im öffentlichen Raum einzufangen. Das kann aber auch nur mal ein Blatt sein, das irgendwo liegt oder ein überlaufender Mülleimer. Menschen in Alltagssituationen, die sich nicht bewusst sind, dass sie fotografiert werden. Ich finde es auch wichtig, dass am Bild bei der Street Photography nichts verändert wird. Also nichts wegstempeln oder hinzufügen. Es soll so sein, wie es ist.
Welches Equipment brauchst Du?
- Kamera: Egal welche Kamera Du hast, Du kannst mit allem fotografieren. Selbst ein Handy geht. Es kommt auf Dein Auge an. Ich persönlich arbeite nicht mit einem Handy, sondern mit der Sony A7 iii. Daher beschreibe ich im Folgenden auch die Arbeitsweise damit.
- Objektiv: Wenn Du mit zwei Kameras arbeitest, empfehle ich eine Festbrennweite und ein Zoomobjektiv. Die meisten werden vermutlich mit einer Kamera arbeiten. Da würde ich nur zu einer Festbrennweite raten. Das Wechseln des Objektivs kostet Zeit und vielleicht verpasst Du was. Du möchtest auch nicht durch ständiges Objektivwechseln aus dem Flow gerissen werden. Außerdem wirst Du Dich mit einer Festbrennweite mehr bewegen müssen und findest dadurch bessere Blickwinkel.
Ich nutze das Sigma 35 mm und das Tamron 28–75 mm. - Speicherkarten: Achte darauf, genügend Speicherkarten dabei zu haben. Gerade in der Street Photography werden diese schnell voll.
- Gutes Schuhwerk. Du kannst je nach Tour durchaus ein paar Stunden in der Stadt unterwegs sein. Ich zieh ganz gerne Jogging-Schuhe an, die sind schön weich gepolstert.
- Trinken: Nimm ausreichend Flüssigkeit mit, wenn Du länger unterwegs bist
- Visitenkarten: Solltest Du immer dabei haben. Vielleicht möchte jemand sein Foto haben und Du bietest an, es zuzusenden. Oder Ihr vernetzt Euch über Instagram. Oder jemand bittet Dich um ein Shooting. Man kann auch auf der Straße durchaus einen Fotoauftrag gewinnen, wenn man als Fotograf erkennbar ist.
- Halte Dein Gepäck leicht. Du willst nicht stundenlang einen schweren Rucksack durch die Gegend tragen. Sonst wirst Du irgendwann träge und bewegst Dich weniger
Rechtliche Anforderungen an Dich als Street Photographer
Achte auf das Persönlichkeitsrecht. Fotografieren im öffentlichen Raum ist rechtlich nicht immer eindeutig. Deswegen neige ich dazu, mal auch nur Beine im Großstadtdschungel zu zeigen. Auch wenn eine Person von hinten abgelichtet ist, kann es sein, dass man sie erkennt. Achte also auch darauf. Fotografierst Du gegen das Licht und bildest eine Silhouette ab, ist das im Regelfall kein Problem.
Sind die Fotos in einem künstlerischen Rahmen entstanden, kann man sie durchaus veröffentlichen. Aber auch hier gibt es einiges zu beachten. Das gleiche gilt auch für Abbildungen von Gebäuden. Für mehr Details zu diesem Thema empfehle ich dringend, sich mit den rechtlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, die schön in diesem Artikel beschrieben sind:
https://www.berufsfotografen.com/news/street-photography-und-recht-was-man-als-fotograf-wissen-muss
Mach Dich damit vertraut, was man darf und was nicht. Du möchtest nachher keine Klage am Hals haben und einen hohen Geldbetrag zahlen müssen.
Denke auch daran, dass Menschen sich schnell beobachtet fühlen wenn sie merken, dass eine Kamera auf sie gerichtet ist. Und mach Dich darauf gefasst, dass jemand auf Dich zukommt (vielleicht sogar wütend) und verlangt, die Bilder zu löschen, auf denen die Person sich zu erkennen glaubt. Hier solltest Du gelassen reagieren und immer daran denken, dass Dein Gegenüber nicht wissen kann, was Du mit den Fotos vorhast und wo diese irgendwann zu finden sein werden.
Biete an, Bilder zuzusenden, wenn Du angesprochen wirst und sei freundlich und locker. Gehe ins Gespräch mit den Menschen, sein nicht nur Voyeur. Man kann als Fotograf auf der Straße tolle Kontakte knüpfen.
Noch ein Punkt, den ich wichtig finde und gerne ansprechen möchte: Obdachlose fotografieren. Ich persönlich finde es ethisch nicht korrekt, Obdachlose einfach so zu fotografieren. Diese Menschen befinden sich in einer schlimmen Situation und können sich oft nicht wehren. Denke immer daran ob Du selbst in so einer Situation ungefragt abgelichtet werden und womöglich veröffentlicht und damit gedemütigt werden möchtest.
Schwarzweiß oder Farbe?
Es gibt viele Verfechter der Schwarz-weiß-Fotografie in diesem Metier. Aber auch das bleibt Dir überlassen, weil es kein Richtig oder Falsch gibt. Auch farbige Bilder gewinnen in der Street Photography Preise. Wichtig ist, dass Deine Fotos authentisch sind und das Gefühl widerspiegeln, das Du transportieren möchtet. Ich persönlich bin kein Freund von übersättigten Farben in diesem Bereich. Wenn ich farbig fotografiere, dann nicht knallig weil das besser zu meinem Stil passt.
Man kann aber auch einfach mischen. Manche Bilder wirken nur in Schwarzweiß während anderen wieder Farbe gut tut. Probiere es aus. Und wenn Du schwarzweiß fotografieren möchtest, dann mache dieses Bild bewusst schwarzweiß. Also achte auf Konturen, Formen. Du kannst bei vielen Kameras die Live View auch direkt auf s/w einstellen. Da kriegst Du einen ganz anderen Blickwinkel.
Sei Beobachter
Die besten Bilder machst Du, wenn Du Dich selbst in der Rolle des Beobachters siehst. Betrachte die Menschen um Dich herum. Erahne, welche Geschichten sich hinter ihre Fassade verbergen könnten. Beobachten kann man lernen und gezielt trainieren. Du bist dokumentarisch unterwegs, also dokumentiere was Du siehst. Lass alles auf Dich wirken.
Und achte auf Details. Details sind einfach so wichtig. Deswegen bist Du auch Fotograf. Weil Du Dinge siehst, die ein anderer übersehen würde.
Achte auf das Licht
Das Licht ist Dein ständiger Begleiter aber auch Dein größter Widersacher. Das Licht entscheidet mit, wie Dein Foto nachher aussieht. Also lerne damit umzugehen. Du kannst den Einfall der Sonne nicht ändern oder die Wolken wegpusten, die gerade aufziehen. Aber Du kannst lernen, Dich auf diese Situationen einzustellen. Du kannst Deinen Blickwinkel ändern, aus einer anderen Richtung fotografieren. Und natürlich solltest Du in der Lage sein, die Einstellungen Deiner Kamera blitzschnell an die Gegebenheiten anzupassen. Automatischer Modus ist tabu!
Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Achte genau darauf, wo sich diese befinden und integriere sie in Deine Fotos. Spiel damit.
Verlagere Deinen Blickwinkel
Wir sind es gewohnt, die Welt aus unserer Augenhöhe zu sehen. Wie viel interessanter ist es, seinen Blickwinkel auf Perspektiven zu verlegen, aus denen wir normalerweise nicht sehen. Ich fotografiere sehr gerne von ganz unten, den Boden noch unscharf im Bild. Das schafft interessante Bilder. Aber man kann auch tolle Bilder von oben machen. Halte die Kamera einfach mal über Deinen Kopf. Oder suche einen erhöhten Punkt um das Treiben auf der Straße von oben abzulichten.
Oder halte die Kamera schräg, richte Dich an Linien aus, die Du vorfindest. Es gibt keine Grenzen, wenn es um interessante Blickwinkel geht.
Spiegelungen
Spiegelungen sind eine tolle Methode, Deine Bilder frisch und anders aussehen zu lassen. Wenn es geregnet hat (oder noch regnet), nutze Pfützen als Spiegelfläche. Oder Glasscheiben. In Innenstädten wirst Du jede Menge Spiegelflächen vorfinden, die Du gezielt nutzen kannst. Achte darauf, was die Straße Dir bietet.
Bleib in Bewegung
Verharre nicht zu lange an einer Stelle. Bleib in Bewegung und entdecke. So ein Ausflug kann super spannend sein, wenn Du Deine Augen öffnest und Details einfängst. Wenn Du nur an einem Spot bleibst, nimmst Du Dir den Raum zu entdecken. Mehr Eindrücke fördern Deine Kreativität.
Bleib im Moment
Versuche im Moment zu bleiben und Dich nicht ablenken zu lassen. Ich konzentriere mich bei der Street Photography ganz auf den Augenblick und schaue mir keine Bilder an, die ich gemacht habe. Das Vorschaubild, das im Monitor erscheint, nachdem man abgedrückt hat, habe ich schon vor Jahren ausgeschaltet. Erstens spart das Akku und zweitens schult es Dein Auge. Lerne zu fotografieren, ohne direkt das Ergebnis zu überprüfen.
Die Bilder kannst Du Dir zu Hause ansehen und dann aussortieren. Mach also lieber ein paar mehr Fotos aber schau sie Dir erst an, wenn Du Ruhe dafür hast.
Betreibe die Street Photography konstant und regelmäßig
Je öfter Du Dich mit dem Thema beschäftigst, desto besser werden Deine Ergebnisse werden. Das gilt natürlich für jeden Bereich der Fotografie. Definiere klar für Dich, wie oft pro Woche Du raus gehen wirst, um Fotos zu machen und plane diese Zeit in Deinen Kalender ein. Und geh auch raus, egal wie das Wetter in dem Moment ist. So lernst Du, mit den gegebenen Lichtsituationen klarzukommen. Und Du überwindest den inneren Schweinehund, der Dich eigentlich auf der Couch gehalten hätte. Wie Du mit schlechtem Wetter umgehst, erkläre ich Dir übrigens in diesem Beitrag.
Suche Dir Inspiration
Es gibt so viele tolle Street Photographer da draußen. Egal, ob sie zu den berühmten Fotografen gehören oder ihre Arbeiten nur von wenigen Menschen gesehen werden. Schau Dir ihre Arbeiten an und lasse Dich inspirieren. Am Anfang kannst Du kopieren. Daraus wird irgendwann Dein eigener Stil entstehen.
Gehe auf Instagram und schau, was Dir zu Hashtags wie #streetphotography, #urbanexploring, #passionpassport ins Auge springt und Dich anspricht. Vernetze Dich mit den Fotografen. Es war noch nie so einfach wie in diesen Zeiten, sich Inspiration zu holen.
Lasse Dir Feedback geben
Feedback ist wichtig. Teile Deine Fotos mit der Welt. Und lege Dir ein hartes Fell zu. Deine Freunde werden Dir sicher sagen wie toll Deine Fotos sind und das ist auch schön und nett gemeint. Bist Du aber in Facebook-Gruppen unterwegs, kann das Echo schnell mal eine herbe Enttäuschung sein die bis hin zur Motivationslosigkeit führt. Versuche also, konstruktives Feedback von reinen Hasskommentaren zu trennen. Sag Dir immer wieder, dass es kein falsches Foto gibt, sondern dass es nur nicht den Geschmack des Betrachters getroffen hat. Kritikfähigkeit gehört mit dazu. Aber Selbstbewusstsein auch. Selbst wenn Deine Bilder nicht den Geschmack der breiten Masse treffen wird es immer Leute geben, die ähnlich wie Du ticken und die Du mit Deinen Fotos ansprechen wirst.
Und sei offen für Tipps und entscheide für Dich gezielt, welche Du annimmst und ausprobierst.
Ich bin gespannt, ob Dir mein Artikel gefallen hat und wie Deine kreativen Ergebnisse aussehen. Hinterlasse mir doch gerne mal einen Kommentar, ob meine kleinen Tipps Dich etwas zur Street Phototography animieren konnten. Und wenn Du Deine Ergebnisse mit mir teilen möchtest, verlinke mich gerne auf Instagram unter @marcfeixphotography bzw. mit #marcfeixphotography. Ich schau mir Deine Ergebnisse super gerne an und kommentiere sie.
Viel Spaß auf der Straße!
Marc
Du möchtest mehr über mich erfahren?
Ich bin Marc, Familienfotograf in Stuttgart und Umgebung, das heißt ich bin spezialisiert als Newbornfotograf, Paarfotograf und auch Hochzeitsfotograf. Eben alles, was Familienfotografie beinhaltet. Und in meiner Freizeit fasziniert mich die Landschaftsfotografie, Street Photography aber auch Architektur und Tiere. Die Welt der Fotografie ist einfach unerschöpflich.
Ich fotografiere mit der Sony A 7iii.
Schau gerne mal auf meine Über mich Seite oder tritt mit mir in Kontakt. Ich freue mich über Tipps, Anregungen und Feedback.
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